This Here Defeat
- 流派:Singer/Songwriter 唱作人
- 语种:德语 英语
- 发行时间:2015-03-20
- 类型:录音室专辑
- 歌曲
- 时长
简介
Wie Liebe klingt, wenn sie nicht da ist? Von ihr zu singen, ist immer schwer, denn die Liebe ist ja stets größer als jedes Wort, das sie beschreiben will, und auch größer als jeder Ton. Wer glücklich liebt, braucht keine Lieder – und schon gar keine zu schreiben. Die Liebe zu bejubeln, das geht eh eigentlich immer schief. Die wahrhaftigeren Songs, so scheint es, handeln von ihrer Abwesenheit. Von der Sehnsucht nach ihr und von ihrem Erlöschen, schließlich ihrem Verlust. Bis nichts mehr übrig ist von der Liebe als eine Erinnerung. Die dann aber doch nie ganz vergeht, sowenig wie der Schmerz je ganz verschwindet. Es bleibt: „A burning effigy of you and me, it’s something that we used to be.“ Mit diesen zwei Zeilen beginnt „This Here Defeat“, das neue, fünfte Album von Scott Matthew, der vom Herbeisehnen und Verschwinden der Liebe singen kann wie kaum jemand sonst (er sang und singt auch von anderem Dingen im Leben, aber von nichts so sehr und so ergreifend wie von der Liebe, natürlich). Das heißt, eigentlich fängt diese neue Platte mit den Klängen von Streichern an und denen einer E-Gitarre. Erstere sind nicht unerwartet, wenn man schon mal Songs von Scott gehört hat. Aber eine E-Gitarre, nein, an die könnte man sich bei Scott nicht erinnern. Für jemanden wie ihn ist es bereits eine größere Veränderung, dass auf „This Here Defeat“ eine mal dräuende, mal schneidende, mal versöhnliche E-Gitarre erklingt, ein schwerer Drumbeat, ein weiches, glockenhelles Fender Rhodes … Und wer genau hinhört, der hört zum ersten Mal bei einer von Scotts Platten auch elektronische Sounds und Effekte, doch die sind sehr gut getarnt. Scott Matthew ist ein Musiker, der sich früh für die klangästhetische Beschränkung entschieden hat, für die Größe der minimalen Variation, nicht fürs Spektakelhafte der ewig nur versprochenen, aber nie eingehaltene Neuerfindung von irgendwas. Cello, Klavier, Ukulele, Akustikgitarre hörte man stets neben Scotts Stimme in seinen Songs, selten mehr, selten anderes. Auch seine Texte schienen ihr Thema, seine Stimme schien ihren Ton immer schon gefunden zu haben, unverwechselbar: Es war die Klage. Aber keine verbitterte, keine jammernd vorgetragene und niemals eine ausweglose. Immer war und ist da eine Wärme und eine unauslöschbare Sehnsucht; ein Protest gegen das, was manche für Schicksal halten; eine Gewissheit, das wir alle, so allein wir auch sein mögen in unseren Existenzen, dieses Alleinsein gemeinsam erleben und durchleben. „Come on the disaffected, believe what we need matters, I’ve had a premonition, a place where we can grieve“, singt Scott in einem der Kernstücke des neuen Albums, „Skyline“. Und wenn nichts mehr zu helfen scheint, dann bleibt immer noch ein leiser Spott über die Lächerlichkeit allen Tuns, allen Denkens und Fühlens. Die Hoffnung mag nicht immer ein guter Freund sein im Leben, aber wenigstens ist sie immer da, wenn man sie wirklich braucht. Und ein kleiner Seufzer kündet bei Scott dann doch vom stets neuen Anlauf, den wir alle wieder und wieder nehmen: „Here we go again …“ „Ich bin sehr, sehr stolz auf das neue Album“, sagt Scott, „und ich bin es umso mehr, als dass ich gar nicht daran geglaubt habe, dass es entstehen würde. Noch wenige Monate, bevor wir es aufgenommen haben, hatte ich gedacht, dass ich wohl nie eine neue Platte machen würde. Es gab eine Zeit in meinem Leben, und die ist nicht lange her, als ich nicht mehr der traurige Kerl sein wollte. Mein Herz war mir mal wieder gebrochen worden, und ich sann darüber nach: Will ich wirklich weiter der Typ sein, der Musik stets zur Verarbeitung seiner Liebesenttäuschungen nutzen wird? In dieser Zeit bin ich auf Tour gegangen und habe währenddessen buchstäblich meine Stimme verloren – ich konnte auf einmal nicht mehr singen. Wenn ich heute zurückschaue, war diese Zeit die reine Hölle, und doch fühlte es sich an wie höhere Gewalt. Als wolle mir jemand von oben sagen: Okay, wenn du das alles nicht mehr willst, dann nehme ich es dir eben weg. Erst da verstand ich wirklich, wie sehr ich liebe, was ich tue.“ Ein wenig irdische Hilfe musste nun dafür aber eingeflogen werden nach New York, in die Heimatstadt des Australiers. Scott hatte in den vergangenen zwei Jahren sporadisch Songs geschrieben und als Demos aufgenommen, doch er war sich ihrer nicht sicher – und er fragte sich, wie man sie instrumentieren und arrangieren sollte. Also bat er seinen deutschen Gitarristen, ihn besuchen zu kommen, Jürgen Stark, mit dem Scott seit einigen Jahren befreundet ist und der ihn auch live schon begleitet hatte. Die beiden schlossen sich zwei Wochen lang in Scotts Wohnung in Brooklyn ein und arbeiteten mal getrennt, mal zusammen an den Songs. Danach war klar, dass es dieses Album geben würde, und dass Jürgen Stark es produzieren würde: In Jürgen, sagt Scott, habe er einen wahren musikalischen Partner gefunden. Aufgenommen wurde es dann binnen sechs Tagen zusammen mit Scotts langjährigen musikalischen Weggefährten Eugene Lemcio (Piano, Bass) und Sam Taylor (Cello) in Lissabon, der Stadt, die Scott seit seiner Zusammenarbeit dort mit Rodrigo Leão (Mitbegründer von Madredeus) ins Herz geschlossen hat. „Dieses Album ist ein schöner Abzweig von dem, was ich vorher gemacht habe“, sagt Scott, „ohne dass es etwas völlig Neues wäre. Es ist eher eine Erweiterung dessen, was ich vorher gemacht habe – aber es ist anders.“ Womöglich sind die ersten Stücke dunkler und zugleich getragener als frühere von Scott, ungebrochener, elegischer. Bis dann das Titellied beinahe wie ein plötzlicher Regenbogen am Himmel erscheint, ein klassischer Popsong, weich und federleicht instrumentiert, aber mit Lyrics, die zugleich traurig und humorvoll sind: „This Here Defeat“ ist ein Song über einen, wie sich herausstellte, doch recht lausigen Ex-Geliebten, dem der Erzähler nicht mal mehr einen Song widmen mag. Ein perfekt paradoxes Lied also, das es dem Text nach gar nicht geben dürfte – ein Auf-nimmer-Wiedersehen des Songwriters, eben keine Niederlage, wie der Titel einzugestehen scheint, sondern ein Triumph des Getäuschten, des Enttäuschten durch die und in der Musik. Bevor es im „Palace Of Tears“ endet, dieses neue Album des nicht völlig neuen Songwriters und Sängers Scott Matthew, verbeugt der sich in einem bewegenden Lied vor dem Leben seines kürzlich gestorbenen Großvaters. Scott konnte nicht an dessen Beerdigung teilnehmen, so schrieb er „Ode“, einen letzten Gruß an einen verehrten, geliebten Menschen. Dass ein sehr konkreter, einzelner beschrieben wird, Scotts Großvater, wird erst in der allerletzten Textzeile offenbar – diejenigen, die das Lied hören, mögen an einen Menschen denken, der ihnen womöglich ähnlich wichtig war. „Ode“ wurde dann auf der Trauerfeier von Scotts Großvater gespielt, denn Lieder können immer und überall da sein, anders als Menschen. „Ein Lied“, sagt Scott, „repräsentiert einen Moment. Aber es ist nicht DER Moment, es ist nur ein Moment. Dann erreicht das Lied die Zuhörer, und es wird DER Moment daraus. Deshalb habe ich überhaupt einmal begonnen, Songs zu schreiben, ich dachte: Ich will Menschen zurückgeben, was sie mir gegeben haben – damit sie ihre Geschichten in einem Song wiedererkennen. Als ich noch ein Teenager war, stellte ich mir schon vor, einmal Alben aufzunehmen, die sagten: Dies hier ist nicht für mich, es ist für andere. Ein Album mag meine eigenen Erfahrungen im Leben für gültig erklären, doch es gehört mir nicht mehr, sobald es aufgenommen und herausgebracht ist. Es ist nicht meines, es ist ihres.“