Absolute Zawinul

Absolute Zawinul

  • 流派:Jazz 爵士
  • 语种:英语
  • 发行时间:2009-10-30
  • 唱片公司:intuition
  • 类型:录音室专辑

简介

Man muss kein Jazzkenner zu sein, um mit dem Namen Joe Zawinul sofort eine ganze Reihe von Melodien und Klängen zu verbinden. Der gebürtige Wiener gehört zu den produktivsten Jazzmusikern der Geschichte, der nicht nur im Dienst von Cannonball Adderley und Miles Davis Klassiker auf dem Hotspot zwischen Funk, Rock und Jazz schuf, sondern vor allem mit seinen eigenen Gruppen Weather Report und Zawinul Syndicate weite Räume öffnete hat, von denen Generationen von Musikern aller Genres profitieren. Von den fünfziger Jahren bis zu seinem Tod formulierte er ein Vokabular, das von musikalischer Weltoffenheit, interkulturellem Respekt, Alltagskompatibilität auf höchstem Niveau und der beständigen Suche nach neuen Schnittstellen zwischen den Prinzipien elektrischer und akustischer Klangerzeugung gekennzeichnet war. „Es ist gar nicht wichtig, sich anderer Kulturen zu bedienen“, lautet sein Credo. „Aber ich reise viel und beobachte die Menschen. Vor allem fasziniert mich, wie Menschen an unterschiedlichen Orten sprechen. Besuche ich in einem anderen Land einen Marktplatz, registriere ich eine Art Oberton, den ich später in meiner Musik ausdrücke. Ich mache nichts anderes als Geschichten zu erzählen.“ Der estnische Dirigent Kristjan Järvi kommt von der anderen Seite des musikalischen Spektrums. Anderthalb Generationen jünger als das Wiener Jazz-Urgestein, liegt ihm seit Jahren die Welt der Klassik zu Füßen. Er dirigierte fast alle großen Orchester, wobei sein Markenzeichen die entwaffnende Lebendigkeit seiner Interpretation von vermeintlich längst Vergangenem ist. Mit seinem Absolute Ensemble schuf er ein Kammerorchester, das die Bollwerke zwischen E und U nicht niederreißen, sondern aus sich selbst heraus aufweichen wollte. Järvi lebt wie zuletzt auch Zawinul über längere Zeiten des Jahres in Wien. So war es kaum zu vermeiden, dass die beiden auf der Suche nach einer neuen Klangsprache Getriebenen früher oder später aufeinander prallen mussten. Doch als sie die Arbeit an ihrem gemeinsamen Album „Absolute Zawinul“ begannen, ahnte niemand, dass es die letzte Produktion des ewig jungen Keyboarders sein sollte. „Ich suchte Joe in seinem Club Birdland in Wien auf“ erinnert sich Järvi an den Beginn dieses ungewöhnlichen Projektes. „Ich ging auf ihn zu uns sagte ganz offen, ich will ein Projekt mit dir machen. Er meinte, lass uns später darüber reden. Ich musste mehrfach nachhaken und ihn nach und nach überzeugen, dass es mir ernst war. Natürlich wusste er, dass ich der Dirigent des Tonkünstler-Orchesters in Wien war, aber er war sich nicht sicher, ob ich der richtige Mann für diesen Job wäre. Eine meiner ersten Fragen bestand darin, ob er einige Weather Report-Stücke aufführen wollte, was er brüsk von sich wies. Er wollte lieber neue Stücke spielen, die seinen musikalischen Stand zu jener Zeit widerspiegelten. Gene Pritsker, der Gitarrist von Absolut, der selbst ein großartiger Komponist ist, flog mehrfach nach Malibu, um mit Joe gemeinsam die Arrangements zu bearbeiten. So sind es gewissermaßen auch Joes Arrangements.“ Das klingt nach einem ganz normalen Arbeitsvorgang. Doch wenn man sich das Album anhört, wird schnell deutlich, dass es dies keineswegs ist. Hier haben wir keine dieser quälenden Jazz-Meets-Classic-Versuche, die wir abhaken können, wenn wir wissen, was die Meister uns sagen wollen. Auf „Absolute Zawinul“ entlädt sich ein multitraditionelles Groove-Feuerwerk, das weit über den gemeinsamen Horizont von Jazz und Klassik hinausgeht. Beeindruckend ist nicht zuletzt dieses Gefühl von virulenter Spontaneität, das man von einem klassisch geschulten Kammerensemble so gar nicht erwarten würde. „Mit Absolute wollten wir kein neues Ensemble gründen“, erklärt Järvi die Philosophie seiner Gruppe, „das einfach nur aufwärmt, was alle anderen Kammerensembles ohnehin schon tun. Zwar haben wir alle am Konservatorium studiert – wie übrigens auch Joe – und trotzdem wollen wir nicht nur den spontanen Zugang zur Musik ausleben, wie es Rock-, Folk- oder Jazzmusiker tun, sondern auch zu den Wurzeln klassischer Musik zurückkehren. Die größten Improvisatoren aller Zeiten findet man sicher in der klassischen Musik. Komponisten wie Haydn, Beethoven oder Mozart gelten als unberührbar, aber diese Künstler waren die ersten Protagonisten einer Musik, die die Menschen berühren sollte.“ Joe Zawinul lieferte für diesen Ansatz eine Steilvorlage. Komponist und Orchester verschmolzen dermaßen miteinander, dass zu keinem einzigen Zeitpunkt der Eindruck einer Begegnung aufkommt, sondern das Album je nach Perspektive entweder dem Titel entsprechend wie ein absolutes Zawinul-Werk oder wie eine „reinrassige“ Einspielung des Absolute-Ensembles klingt. „Ich hege eine tiefe Liebe für die Musik von Joe Zawinul“, gesteht Järvi freimütig. „Nicht zuletzt wegen der Liebe und des Respekts, die wir alle diesem Mann entgegenbrachten, holte er das Beste aus uns heraus. Für uns war es ungeheuer spannend, wie viel Leidenschaft und Engagement er nach so vielen Jahren in der Musik er immer noch mit in dieses Projekt brachte. Er wirkte ganz jung und steckte voller Interesse an der Erforschung und Ausbeutung neuer Klänge. Dieses Feuer übertrug er auf uns. Er hievte uns regelrecht auf seine Wellenlänge. Er wollte seine Musik so hören, wie sie bisher noch nie erklungen ist. Jeder weiß, dass er ein großer Improviser und Keyboarder ist, aber als Komponist hat er noch nicht genug Beachtung gefunden. Diesmal wollte er sich hauptsächlich als Komponist präsentiert sehen. Das wäre, als würden wir uns an Beethoven als großen Pianisten erinnern, aber seine Kompositionen nicht würdigen. Wir wollen die Musik dieses großen Komponisten in die Welt tragen und hoffen, dass andere Klangkörper sich uns anschließen werden.“ Es gab ja schon viele Annäherungen der Sphären von Jazz und Klassik. Je programmatischer, desto abgehobener. Man denke nur an den Third Stream, der wie ein in Klang gemeißeltes intellektuelles Pamphlet klang. Jazz blieb dabei Jazz und Klassik. Von einer Abkehr eingefahrener Vokabeln war wie auch bei späteren Versuchen nichts zu spüren. Bei „Absolute Zawinul“ spielt die musikalische Sozialisation aller Beteiligten hingegen überhaupt keine Rolle mehr. „Man kann natürlich Schubladen für alles finden“, lacht Järvi, „aber für mich spielen solche Begrifflichkeiten keine Rolle. Es kommt einzig darauf an, dass man von der Musik selbst berührt wird. Musik soll zu den Wurzeln der Seele vordringen. Sie soll Leidenschaft und Identifikation auslösen. Das ist in vielen Genres möglich. Klassik hat unglaubliche Power, aber Rock, Jazz und Folk ebenso. Joe war die Personifizierung dieser Haltung.“ Ebenso schwer, wie Joe Zawinuls künstlerische Persönlichkeit auf eine einfach Formel zu bringen, ist es, „Absolute Zawinul“ eine Position in Zawinuls Gesamtwerk zuzuweisen. Sicher ist es der Schlusspunkt seines Schaffens, weil er unmittelbar nach Fertigstellung dieser Produktion starb, doch es ging ihm keineswegs um eine Neubewertung seines zurückgelegten Weges, als vielmehr um eine Weichenstellung dessen, was er noch vor sich wähnte. Dem unermüdlichen Geist unter der Wollmütze lag es nicht, sich selbstzufrieden zurückzulehnen. „Es ging ihm nicht nur um Musik“, so Järvi, „sondern um die Frage, wie die externe Welt sich auf seine Musik niederschlug. Er erforschte unablässig seine Filter, mit denen er seine Erfahrungen, sein Wissen und sein Verständnis wiedergab. Er sprach zu mir öfter über das Boxen und verglich sein ganzes Leben mit diesem Sport. Ein wichtiger Aspekt war es für ihn, Treffer zu landen. Er war ein Kämpfer, der niemals aufgibt, den du niemals jammern hörst, sondern der bis zum letzten Atemzug in Bewegung bleibt und austeilt. Drei Tage vor seinem Tod rief er mich an und sagte, er würde zu unserem Konzert kommen. Ich sagte großartig. So gingen wir auseinander.“ In den letzten Jahren seines Lebens war Joe Zawinul um sein Fortleben in der Nachwelt besorgt. Er spielte bewusst Aufnahmen ein, die erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollten, geradeso, als wäre er unsterblich. Doch wenn er nicht schon längst mit seinen unzähligen Meilensteinen der Jazzgeschichte unsterblich geworden ist, dann hat er sich jetzt gemeinsam mit Kristjan Järvi und dem Absolute Ensemble ein Denkmal gesetzt, dass den Anspruch des Jazzmusikers auf die Ausschließlichkeit des Augenblicks ad absurdum führt. "Absolute Zawinul“ dokumentiert nicht weniger als den Schlussakkord einer der grandiosesten musikalischen Biografien des 20. Jahrhunderts.

[更多]