Resistance

Resistance

  • 流派:World Music 世界音乐
  • 语种:德语
  • 发行时间:2013-11-01
  • 类型:录音室专辑

简介

Der griechische Komponist Mikis Theodorakis gehört zu den wenigen heute noch lebenden Künstlern, die einen großen Abschnitt des 20. Jahrhunderts repräsentieren. Zugleich ist er eine der widersprüchlichsten Persönlichkeiten der Gegenwart. Widerstand zieht sich durch sein ganzes Leben. Zuerst der Widerstand gegen die italienische Unterdrückung, dann gegen den Faschismus in seinem Land, später der Widerstand gegen einen immer starrer werdenden Kommunismus, mit zunehmendem Alter der Widerstand eines Konservativen gegen die scheinbar progressive Globalisierung und zuletzt der permanente Widerstand gegen das eigene Image. Doch gerade indem er sich immer wieder über sich selbst hinwegsetzte, blieb er immer ganz wahrhaftig er selbst und verblaßte nie zum Schatten der eigenen Vergangenheit. Früher hätte man ihn einen Querulanten genannt, wäre er heute noch mal 20 würde man ihn wohl als Punk oder Autonomen einordnen. Bei aller politischen Bewußtheit seiner Kunst bewahrte Theodorakis sich doch immer seinen feinen Sinn für Poesie und Fantasie. „Ich habe zwar stets meine Grenzen erweitert, doch war ich mir ihrer dabei zu jeder Zeit bewußt. Ich komponierte in dem Wissen, daß man die Grenzen der menschlichen Existenz nur durch Fantasie, Inspiration und Intuition überwinden kann. Und das habe ich ausgelebt. Den Tod hat bislang nur die Kunst besiegt. Alle, die versucht haben, mit Gewalt, Macht oder Geld Unsterblichkeit zu erlangen, sind gescheitert. Unsterblichkeit hat keine zeitliche Dimension. Sie ist ein Qualitätsmerkmal, eine starke Empfindung. Nur die Kunst kann die Emotion vermitteln, für drei Sekunden unsterblich zu sein." Theodorakis‘ Protestlieder, die er Ende der Sechziger bis Mitte der Siebziger schrieb, stießen international auf großes Interesse, da sich gerade parallel eine weltweite Protestsong-Bewegung mit Wortführern wie Bob Dylan, Viktor Jara oder Pete Seeger in Ohren und Herzen eines aufbegehrenden jungen Publikums gesungen hatte. Einige dieser Lieder wurden unter Gefahren aus dem Land geschmuggelt und gelangten nicht zuletzt in Interpretationen von Melina Mercouri oder Maria Farantouri zu Popularität. Sie wurden unter primitivsten Umständen aufgenommen. Als Schlaginstrument diente zum Beispiel ein auf den Tisch geschlagenes Lineal. „Resistance“ ist kein Resümee der Lebenswiderstände von Mikis Theodorakis, sondern drei Liederzyklen, die während der Zeit der griechischen Diktatur 1967-74 im Untergrund, auf der Flucht, in Gefangenschaft, unter Hausarrest, in der Verbannung und im Exil entstanden. Seine Lieder haben gerade deshalb bis heute nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren, weil sie so ergreifend einfach sind. Manche klingen wie Beschwörungsformeln, andere wie Aufrufe zum Kampf, wieder andere wie Liebeserklärungen. Man muß die Worte nicht verstehen, um zu begreifen, daß Theodorakis aus einem reichen Fundus ganz alltäglicher und zutiefst menschlicher Beobachtungen und Erfahrungen schöpft. Die Texte stammen von großen griechischen Dichtern oder Poeten, die Theodorakis im Widerstand kennenlernte, doch macht er ihre Worte ausnahmslos zu einer ihm körpereigenen Sprache. Wenn man diese einfachen Lieder hört, fällt es schwer, sie in Einklang mit jenem Künstler zu bringen, der Texte des Kirchenvaters Johannes Damaskinos zu einem großen Requiem vertonte. Für Theodorakis‘ Selbstverständnis ist dieser Widerspruch hingegen nur logisch. Musik ist für ihn ein Gleichnis für Leben, unter welchem politischen Vorzeichen auch immer. „Die Quintessenz des Geschenkes des Lebens besteht für mich in den harmonischen Gesetzen, die uns durchdringen und bestimmen. Harmonie ermöglicht überhaupt erst das Zusammenleben. Vor der Harmonie hat möglicherweise Chaos geherrscht. Als aus der Urmaterie die Galaxien entstanden, kamen schon die ersten harmonischen Gesetze zur Wirkung. Das zieht sich durch bis zum Sonnensystem. Ein Ballett, das sich mit einer Genauigkeit von Hundertstel Sekunden bewegt. Bei dieser Vorstellung kann man verrückt werden. Es ist erschreckend, daß das Individuum denselben harmonischen Gesetzen folgt wie die Galaxien. Auch in der menschlichen Gesellschaft muß ein Gleichgewicht bestehen. Alle Gefühle müssen in eine Balance gebracht werden. Ich glaube, daß 999 von tausend Promille aller Menschen diese Harmonie wollen. Also haben wir einen von tausend oder zehntausend, den wir den Außerirdischen nennen können. Das sind die Führer. Die Erretter. Die Heiligen. Die Übermenschen. Und das sind unsere Feinde. Die zerstören diese Harmonie innerhalb der Gesellschaft. Dazu benutzen sie die Politik und die Parteien. Ich kenne diese Typen und greife sie an. Mal sehen sie schwarz aus und bezeichnen sich als Faschisten. Mal sind sie rot und sagen, ich bin Kommunist. Oder sie sind grün oder nennen sich Sozialdemokrat. Mich interessiert diese Farbe nicht. Vielleicht war ich einmal rot. In diesem Augenblick war der Feind schwarz. Aber als die Roten gefährlich wurden, hätte ich mich selbst verraten, wenn ich ihnen gegenüber loyal geblieben wäre, weil sie ihrerseits zu unseren Feinden geworden waren. Das zentrale Anliegen meines kompositorischen Schaffens bestand stets in der Vertonung von Dichtung." „Resistance“ ist ein Rückblick, und so schwermütig viele Lieder dieses Albums klingen, so schwer mag auch Theodorakis selbst dieser Rückblick fallen. Doch selbst wenn er seufzt, liegt in diesem Seufzen immer noch die Kraft der Hoffnung eines 20jährigen Vulkans. „Die Menschheit hat in den letzten 150 Jahren mit Revolutionen und zwei Weltkriegen ein paar Schritte nach vorn gemacht. Gegenwärtig befinden wir uns wieder in einer regressiven Phase. Das ist gefährlich, und dagegen muß man sich wehren. Wir brauchen neue Theorien, neue Analysen. Die sehe ich aber nicht. Nirgendwo. Marx, Engels, Luxemburg sind nicht mehr zeitgemäß, aber es gibt keine neuen. Die Welt ist in eine Routine geraten, die Menschheit hat ihr Schicksal akzeptiert.“ Theodorakis ist und bleibt resistent. Renitent. Ein Alter Wilder!

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