专辑简介

Romanian songs from the repertoire of Maria Tănase (1913-1963) Maria Tănase wird in Rumänien geliebt wie keine Sängerin nach ihr. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg interpretierte sie in Restaurants, Revuetheatern und im Rundfunk Volkslieder, Tangos, Romanzen, Couplets und Căntece de mahala, Musik aus der Vorstadt, gespielt meinst von Romamusikern, den Lăutari. Die Tănase entwickelte einen expressiven Interpretationsstil, der Lieder jeder Herkunft zu ihren eigenen machte. Dann fiel der Eiserne Vorhang zwischen Ost- und Westeuropa. In Rumänien geriet Maria Tănase seit den sechziger Jahren mehr und mehr in Vergessenheit, denn ihre dramatischen Doinen oder die orientalisch klingenden Lieder aus den Mahala genannten Vorstädten passten nicht ins beschränkte Menschenbild einiger Parteifunktionäre. Maria Tănase war zu sehr extravagante Diva und individualistische Künstlerin, als sich vereinnahmen zu lassen oder sich nur ein Millimeter dem Mittelmaß anzupassen. Und sie wurde im Juni 1963 wie eine Königin auf dem Bukarester Bellu Friedhof begraben. Hunderttausende Menschen säumten ihren letzten Weg. Erst die neunziger Jahre warfen ein neues Licht auf das Erbe von Maria Tănase. Sie konnte wiederentdeckt werden. 2013 feiern die Rumänen den 100. Geburtstag von Maria Tănase. Dieses Jubiläum inspirierte die in Berlin lebende Rumänin Oana Cătălina Chiţu zu einer Hommage an die große Sängerin. Oana Cătălina Chiţu wuchs in Nordrumänien auf. Nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Ceaucescu-Regimes ging sie nach Berlin. Hier gründete sie mit dem serbischen Akkordeonisten Dejan Jovanovic die Balkanband Romenca, doch ihre Sehnsucht nach rumänischen Liedern, ihre Liebe zur Künstlerin Maria Tănase verschwand nie. Dabei ist Oana Cătălina Chiţu keine Apologetin, die vor dem Erbe der rumänischen Diva Maria Tănase in Ehrfurcht erstarrt. Sie möchte in einen Dialog treten mit einem phänomenalen Erbe, das außer bei einigen wenigen Künstlern heute kaum eine kreative Fortsetzung in der rumänischen Musikszene findet. Das neue Berlin trifft akustisch auf das alte Bukarest. Musiker beider Länder bewegen sich heute wieder so leicht zwischen den Metropolen wie in den dreißiger Jahren, als der Tangosänger Jean Moscopol in einem Berliner Casino auftrat oder in den UFA-Filmstudios sang. Dank vieler Emigranten ist Musik vom Balkan, und besonders aus Rumänien, heute bekannter denn je in Berlin, das beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Genre und geht weit über das Phänomen Balkan Beats hinaus. Oana Cătălina Chiţu gehört zu dieser schillernden Szene und ihre divenhafte Ausstrahlung auf der Bühne erinnert an längst vergangene Zeiten, als sich in Bukarester Salons Bohemiens und Intellektuelle trafen.