Edle Einfalt
- 流派:Jazz 爵士
- 语种:英语 德语
- 发行时间:2015-03-20
- 唱片公司:Double Moon Records
- 类型:录音室专辑
- 歌曲
- 时长
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Component 1
简介
Erwachsenwerden muss nicht immer schwer sein. Vor allem, wenn man wie Bernhard Bamert schon 44 Jahre „jung“ ist, oder wie Thomas Lüthi gestandene 41 und Lukas Mantel gerade mal 32. „Früher haben wir mehr musikalischen Apparatebau betrieben, also ganz komplizierte Sachen präsentiert. Außerdem war bei uns alles auf Humor angelegt. Wir wollten bei unseren Konzerten vor allem comicartige Teile bringen, die stark groove-betont daherkamen. Manchmal haben wir unserem Publikum die Stücke einfach um die Ohren geschlagen. Jetzt legen wir großen Wert auf den Sound und improvisieren mehr“, beschreibt Posaunist Bamert die veränderte Ausrichtung von Tré. Das liegt am neuen Schlagzeuger Mantel, aber auch an der gewonnenen Reife der Gründungsmitglieder Bamert und Lüthi. Zwei Herren im besten Mannesalter, von denen Tenorsaxofonist Lüthi mittlerweile auch Vaterpflichten zu erfüllen hat und die mit ihrem mittlerweile fünften Album nicht bloß als Schweizer Gaudiburschen, als virtuose Musikclowns wahrgenommen werden möchten. „Irgendwann kommt dieser Punkt, da hat man das ständige Ironisieren einfach satt“, sagt Bamert resolut. „Eigentlich geht es doch um die Musik. Mir ist es mittlerweile wirklich ernst mit dem ganzen Spaß!“ Dabei wäre ein Titel wie „Edle Einfalt“ auf den ersten Blick durchaus geeignet, Assoziationen mit den dadaistischen Vorgänger-Werken wie „Karpfen in Wilhelmsdorf“ oder „Aufwind“ zu wecken. Für die dreiköpfige Formation, die erstmals 2006 mit ihrer Debüt-CD „Fundamental Music“ als Teil der erfolgreichen „Jazz thing Next Generation“-Reihe für Furore sorgte und zuletzt 2012 auf „Brissago“ sogar mit einem animierten „Movie-Gipfel-Gig“ kräftig am Entertainment-Knopf drehte, geht es diesmal jedoch um mehr als nur um ein pfiffiges Wortspiel. „Wir wollen zur Einfachheit zurückkehren“, beschreibt Bernhard Bamert. Dafür nahmen Tré Anleihen bei dem deutschen Kunstschriftseller Johann Joachim Winkelmann (1717-1768), dessen Formel „Edle Einfalt und stille Größe“ wiederum Johann Wolfgang von Goethe inspirierte. Dabei geht es um die Simplizität des behandelten Stoffes; ein Denkansatz, der sich dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte. Als Goethe im 18. Jahrhundert Jakob Gujer, der unter dem Namen Kleinjogg Berühmtheit erlangte und als Wegbereiter der modernen Landwirtschaft gilt, auf dessen Hof im Kratzenrüti bei Zürich besuchte, soll er die Schlichtheit seines Konzeptes mit dem Terminus „edle Einfalt“ gerühmt haben. Genau in diese Richtung sollte es bei Tré gehen. Weder überladene Arrangements noch banale oder gar populistische Anbiederungsversuche. „Einfalt als Begriff war damals absolut positiv besetzt“, erklärt Bamert. Sich auf das Wesentliche konzentrieren, der Schlichtheit wieder mehr Raum gewähren. Der Posaunist und seine Kumpane suchten im Dschungel des zeitgenössischen Jazz nach Erdung – und fanden sie durch eine Rückbesinnung auf simple Songstrukturen. Als Ausgangspunkte wählten sie entweder kinderliedartige Songstrukturen („Drumherum“, „Dente Caduto“, „Ninna nanna“, „Kneipe“), volkstümliche Weisen wie das Titelstück, „Nur“ und „Tänzchen“, prismenartige Konglomerate aus italienischen, spanischen, jüdischen und türkischen Versatzstücken, wie bei „Canto“ vom Orchestre Goldberg, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Konstantinopel für Furore sorgte, „Árpád Jean-Gaspard Dschingis“, „Comme Les Chiens“ oder „Anatol“ sowie freie Improvisationen („Elf“, „Kommod“). Selbst der klassische Jazz kommt im neuen Tré-Outfit schlank und asketisch daher („Milbe“). So klingt es also, wenn die Pubertät ein für alle Mal vorüber ist und sich Bernhard Bamert, Lukas Mantel und Thomas Lüthi nicht auf den Lorbeeren ihrer Sturm-und-Drangzeit ausruhen wollen. Ein ernstzunehmendes und dennoch höchst kurzweiliges Hörerlebnis, das hin und wieder sogar in blankes Vergnügen ausartet. Eine echte Tré-Scheibe eben.