Stefan Obermaier hat seinen eigenen Sound gefunden. Er nutzt deshalb die endlose Freiheit seines eigenen Labels Drift Recordings nicht für selbstverliebte Experimente und macht zugleich auch nicht den Fehler, sich auf den Erfolgen seiner jüngsten EPs auszuruhen, sondern entwickelt sich mit scheinbar stoischer Ruhe und Liebe zum Detail weiter. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass diese Stücke schon länger in der Mache waren – denn genau jetzt ist der Moment gekommen, sie fertig zu stellen. Ein Titel wie „On & On“ ist also keine Anspielung auf Erykah Badu sondern vielmehr der Ausdruck für die stetige Suche nach dem nächsten Schritt. So erreichen seine Arrangements ein neues Level der Klarheit und die Spannungsbögen steigern sich nicht nur in ungeahnte Höhen sondern wenden die Ekstase wieder nach innen und halten die Energie über die gesamte Dauer der Tracks statt sie einfach zu verballern. Spätestens wenn die Stimme von Joseph Bailey die House-Party einem Master of Ceremony gleich zu einem kollektiven Ereignis erhebt und der warme Basslauf einsetzt, hat sich Obermaiers Deepness bahngebrochen – weil wirklich alle sie verstehen. Das trifft sogar noch mehr auf „Alpino“, einem definitiven Gipfelstürmer der kommenden Open-Air-Saison, zu: Das Synth-Intro alleine schon wird ganze Massen elektrisieren, doch wie Stefan Obermaier das im weiteren Verlauf immer wieder quadriert und potenziert, ist schlichtweg genial. Aus den Schichtungen der Groove-Ebene erhebt sich eine sanft fließende Melodie wie ein Teppich, der den Hörer abholt und in die endlosen Weiten des Klang-Kosmos trägt – einer dieser Stefan-Obermaier-Momente! Immer weiter und weiter steigert er diesen Augenblick mit neuen kleinen Reizen, Wendungen und Breakdowns. Stefan Obermaier hat sich gefunden.